Virtual Reality erobert nicht nur die Unterhaltungsindustrie und viele andere Sparten sondern auch die Medizin hat die Vorteile für sich entdeckt. Viele Anwendungen wie virtuelle Therapien und medizinische Trainingsprogramme befinden sich in Entwicklung und Erprobung und sollen demnächst operativ eingesetzt werden. In diesem Beitrag gehen wir einen Überblick wie das Gesundheitswesen von VR profitieren kann, den Stand der Entwicklung und einen Ausblick warum die virtuelle Realität in der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken sein wird.
Phobien-Therapie mit VR
Danke dem Einsatz von virtueller Realität ist es der Medizin möglich Menschen mit Phobien besser zu therapieren. Der Vorteil liegt darin das die Betroffen wissen das die Situation nicht so gefährlich ist wie im realen Leben. Somit können die Patienten langsam an ihre Ängste herangeführt werden und daran arbeiten, meint Professor Mühlberger, Inhaber des Lehrstuhls für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Regensburg. Um hier ein Beispiel zu nennen schickt Mühlberger Patienten mit Höhenangst auf das Dach eines Hochhauses (vgl. VDI Technologiezentrum GmbH, 2017).
Hochauflösende Head Mounted Displays ermöglichen es Medizinern ihre Patienten mit Klaustrophobie (Angst vor Enge) in enge Räume zu schicken oder lassen sie sich ihrer Arachnophobie (Angst vor Spinnen) stellen und können den Patienten dabei jede Sekunde beobachten und adäquat betreuen.
(IgnisVR, 2014)
Virtuelle Konfrontations-Therapie
Neben der Therapie von Phobien bietet die VR-Technik auch neue effiziente Möglichkeiten für Konfrontationstherapien. Am King’s College in London hat man bereits vor einiger Zeit mit einer Feldstudie zur Paranoia-Therapie begonnen. Patienten werden in eine virtuelle Bar geführt, wo sie mit Avataren der virtuellen Umgebung interagieren müssen. Diese Avatare werden dabei über Mikrofone von realen Psychologen besprochen. Beim Smalltalk den der Patient darin führen muss, hört er im Hintergrund wie sich andere Gäste über ihn unterhalten und lustig machen. Prof. Thomas Craig will mit Hilfe der Studie herausfinden ob eine virtuelle Umgebung dazu beitragen kann soziale Ängste zu bekämpfen um damit die Personen auf reale Situationen besser vorzubereiten (vgl. VDI Technologiezentrum GmbH, 2017).
Ein weiteres Beispiel, ein ehemaliger Soldat der aus dem Krieg zurückgekehrt ist, wirft sich vor er habe nicht genug getan, um das Leben seines Kollegen zu retten. Wegen dieses Traumas ist er nicht mehr in Lage ein normales Leben zu führen und ruiniert die Beziehung zu anderen Menschen. Dank Virtual Reality Therapie erhält er die Möglichkeit an denselben Tag zurückzukehren, an dem er seinen Kollegen verloren hat. Die Anwendung zeigt ihm, dass er sein Möglichstes oder sogar mehr getan hat um ihn zu retten. Diese Erfahrung soll das Gewissen des Soldaten beruhigen und ihn so in sein normales zurückkehren lassen. Laut Experten ist dies manchmal die effizienteste und einzige Möglichkeit solch ein Trauma zu bewältigen (vgl. ThinkMobiles, 2017).
Revolutionierung der Chirurgie Ausbildung
Ende Juni zeigt Room One auf dem Ericsson Innovation Day eine Vorführung einer virtuellen Operation an den Nieren. Das Unternehmen aus London will zeigen wie dank Virtual Reality die Chirurgie revolutioniert werden soll.
In dem nachfolgenden Vorführvideo zeigt IoT Robotic Surgery wie ein Arzt dank einem speziell entwickelten Handschuh der ein haptisches Feedback erzeugt. Einer 360° HD-Kamera und eine VR-Brille eine Operation an einen virtuellen Niere durchführt. Die Zuschauer erhielten dank dieses Handschuhs genau dasselbe haptische Feedback wie der Arzt. Diese „Kostprobe“ einer OP entstand in Zusammenarbeit mit Ericsson, BT, POTOP und dem King’s College London (KCL).
(Ericsson AB, 2017)
Denkbar wäre das in Zukunft ein Arzt ortsunabhängig eine Operation durchführten könnte. Ein weiterer Vorteil des Einsatzes von Operations-Roboter ist, dass sie Bewegungen durchführen können die für menschliche Hände unmöglich sind. Somit können dank VR-Brille Eingriffe mittels Roboter trainiert und gesteuert werden.
Im ersten Entwicklungsschritt möchte man es jedoch erst einmal ermöglichen das Ärzte auf der ganzen Welt an ein und derselben medizinischen Prozedur für Lernzwecke teilnehmen können und so den Austausch von Experten ortsunabhängig machen.
Auch Pflegepersonal profitiert von VR
Die Nursery University of Texas in Arlington hat sich auf die Erfahrungen mit Second Life spezialisiert. Seit 2015 wird zusätzlich erforscht wie Gesundheits- und Krankenpfleger mittels VR-Brille den Umgang mit Patienten in verschiedenen Anwendungsfällen erlernen und verbessern können (vgl. yeebase media GmbH, 2016).
Die Firma Indra mit Sitz in Spanien ist schon einen Schritt weiter: In Zusammenarbeit mit der Rafael del Pino Foundation aus Madrid arbeitet man mit dem Forschungsprojekt Toyra an Rehabilitations-Anwendungen mit Patienten. Toyra ermöglicht durch Interaktion von Objekten in der virtuellen Welt das leichtere Wiedererlernen von alltäglichen realen Bewegungsabläufen. Mit dieser elektronischen Therapie ist es möglich genauer Daten zu erfassen und eine exaktere Analyse zu erstellen um Patienten auf reale Situationen besser vorzubereiten (vgl. yeebase media GmbH, 2016).
Quelle: CRE Discapacidad y Dependencia de San Andrés del Rabanedo – León, 2015
Fazit
Forscher, Mediziner und Pflegepersonal sind sich einig, dass aufgrund des großen Potentials VR in Zukunft in Ausbildung und Behandlung nicht mehr wegzudenken sein wird. Junge Ärzte und Pflegepersonal können sich auf Notfall- und Therapiesituationen besser vorbereiten. Weiters zeigen die ersten Forschungsergebnisse, dass Patienten mit der Kombination von virtuellen und klassischen Therapieeinheiten und Trainingsmöglichkeiten für das medizinische Personal besser versorgt werden können.
Quellen
Krizsak, Christopher (2017): „Wie Virtual Reality die Medizin revolutioniert“ URL: https://vr-world.com/wie-virtual-reality-die-medizin-revolutioniert/ [Stand: 2.9.2017]
ThinkMobiles (2017): „Virtuelle Realität, um Phobien zu besiegen“ URL: https://thinkmobiles.com/de/blog/virtuelle-realitaet-medizin/ [Stand: 2.9.2017]
VDI Technologiezentrum GmbH (2017): „Virtuelle Therapie, reale Wirkung“ URL: https://www.medizintechnologie.de/infopool/medizin-technologie/2017/virtuelle-therapie-reale-wirkung/ [Stand: 2.9.2017]
VR Nerds GmbH (2017): „Wie Virtual Reality die Chirurgieausbildung revolutioniert“ URL: https://www.vrnerds.de/wie-virtual-reality-die-chirurgieausbildung-revolutioniert/ [Stand: 2.9.2017]
yeebase media GmbH (2016): „Virtual Reality: In der Medizin bald nicht mehr wegzudenken“ URL: http://t3n.de/news/virtual-reality-medizin-bald-691207/ [Stand: 2.9.2017]
Videoquellen
CRE Discapacidad y Dependencia de San Andrés del Rabanedo – León (2017): „Proyecto de investigación con sistema Tram, Toyra (Telerehabilitación audiovisual motora)“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=Ag5Hj5zNKzk [Stand: 2.9.2017]
Ericsson AB (2015): „Buzz Film IoT Robotic Surgery“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=GJFLZDskJmk [Stand: 2.9.2017]
IgnisVR (2014): „Arachnophobia“ URL: https://www.youtube.com/watch?v=csD1ue-RuNw [Stand: 2.9.2017]